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"Salben, Tränke, Gifte!" rief Erif über den Marktplatz hinweg und fügte mit einem Zwinkern hinzu: "Letzteres natürlich nur für Ungeziefer und nicht ungeliebte Widersacher." Natürlich konnte keines der Gifte auch nur einem kleinen Hund etwas zu leide tun und auch die Wirkung bei Ungeziefer war genauso fraglich wie die seiner Liebestränke und Potenzmittel. Der junge Alchemist hatte jedoch früh lernen müssen, dass die einfachen Bürger kaum Interesse an hochwertigen Gebräuen hatten, die meistens übel rochen und mindestens genauso schlimm schmeckten, sondern eher für einen schönen Schein ihre Münzen locker machten.
Ihm sollte es recht sein, denn das Geld, was er aus dem Anwesen seiner sogenannten Familie hat mitgehen lassen ist über die Monate spärlich geworden, die seit seiner Flucht von dort vergangen waren. Und qualitative alchemistische Mischungen erforderten ebenso hochwertige wie teure Zutaten. Die Frage nach dem Grund für das Aufgeben eines wohlbehüteten Lebens in einem zwar kleinen aber doch reichen Adelshaus geht soweit zurück wie sein ganzes 23-jähriges Leben:
Schon nach seiner Geburt kamen erste Gerüchte über Erifs wahre Abstammung auf, waren seine Haare doch nicht wie bei den meisten Neugeborenen blond sondern feuerrot. Weder die Familie seines Vaters noch die seiner Mutter hatte jemals einen Spross mit roten Haaren hervorgebracht. Während jedoch das Geschwätz der Bediensteten schon bald verstummte, konnte sein vermeintlicher Vater seine Zweifel nie vollends abschütteln. Als Erif gerade drei Jahre alt war, lüftete er schließlich das Geheimnis seiner Frau: Sie war magiebegabt und beschwörte bereits seit Jahren immer wieder Geschöpfe im etwas Abseits gelegenen Gehöft. Mit der Entdeckung konfrontiert, gestand Erifs Mutter, dass sie eines nachts ein Feuerelementar beschwor, welches es ihr besonders angetan hatte. Über Monate wurde aus einem Dienstverhältnis Freundschaft und schließlich mehr.
Als dem Hausherrn klar wurde, was ihn dieser Skandal im Reich kosten könnte, beschloss er sich der Ehebrecherin und des Bastards zu entledigen. Was wäre da passender gewesen als sie mit ihrem geliebten Element zu vereinen. So sperrte er beide im Gehöft ein und zündete das Gebäude kurzerhand an. Das Feuer wurde durch das Stroh schnell zu einem regelrechten Inferno indem Frau, Sohn und Schande endlich vergehen sollten.
Das Schicksal schien für das Kleinkind jedoch andere Pläne zu haben und so hörte der Adlige ein kleines Wimmer aus den Trümmern des Stalls, als dieser komplett niedergebrannt war: Erif hatte überlebt auch wenn ihn seitdem eine große Brandnarbe auf der linken Gesichtshälfte schmückte, die in seiner Form selbst an Flammen erinnern.
Vieles konnte Erif über seinen sogenannten Vater sagen, aber dumm war dieser nie, auch wenn sehr impulsiv: Er erkannte sofort, dass der Spross aus Elementar und Mensch die magischen Fähigkeiten seiner Erzeuger geerbt haben musste und witterte sofort wieder eine Chance seine Macht im Reich zu vergrößern.
Fortan war Erif das Wunderkind, dass den tragischen Unfall seiner Mutter überlebte und bekam die besten Lehrmeister. Deren größte Herausforderung war es jedoch, dem Kind die Angst vor den Flammen zu nehmen. Denn wie zu erwarten hatte ihn das Feuer in dem seine Mutter ums Leben kam schwer traumatisiert und er traute sich nicht näher als zehn schritte an jegliche Flammen, egal ob Kamin, Herd oder Kerze.
Dies sollte sich auch knapp 20 Jahre später nicht geändert haben, bis zu dem Tag als sein wahrer Vater zurückkehrte: für ein Elementar sind zwei Jahrzehnte nicht viel mehr als ein Augenblick, doch wunderte er sich, schon sein langem nicht mehr von seiner Geliebten nicht mehr in die Menschenwelt gerufen worden zu sein. So entschied sich Finnero dazu sich selbst Zugang zu besagter Ebene zu verschaffen, nur um dort nach längerer Suche das Grab seiner liebsten zu entdecken. Ihm war sofort klar, wem er das Vorzeitige Ableben dieses wunderbaren Menschen zu verdanken hatte und er stürzte sich auf das Anwesen des verhassten Adligen. Schnell stand dieses und alles darin wie das Gehöft vor all den Jahren in Flammen und Erif fand sich in seinem persönlichen Albtraum wieder: Erneut von feurigen Zungen umgeben ohne die Chance auf ein Entkommen!
Panik bemannte sich des jungen Mannes und er kauerte nur schluchzend in seinem Zimmer, das immer mehr den Flammen zum Opfer fiel. Das Atmen fiel ihm von Zug zu Zug schwerer, doch als sich gerade die erlösende Ohnmacht ankündigte machte er verschwommen lodernde Umrisse in dem Flammenmeer aus: Finnero wusste sofort, wen er vor sich hatte und ließ davon ab den Mörder seiner Liebsten weiter zu suchen und stattdessen jenen Jüngling, seinen Sohn aus dem einstürzenden Gebäude zu retten.
Im halb wachen Zustand bemerkte Erif wie eine Flammengestalt ihn aufhob, aber anstatt unter den Berührungen zu verbrennen, fühlte er sich so Geborgen wie seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr. Als er zu sich kam, hatte das Wesen nicht seine Seite verlassen. Er wusste aus seiner magischen Ausbildung, dass es sich um ein Elementar handeln musste. Doch obwohl der Flammenkörper weitaus bedrohlicher loderte als jede Kerze oder jedes Kaminfeuer, fürchtete Erif sich nicht. Stattdessen empfand er mit einem mal eine seltsame Verbindung. Nachdem Finnero sich ihm vorgestellt hatte, redeten sie sehr lange. So lange, dass das Erifs ehemaliges Zuhause schon lange abgekühlt war und sich alle verzweifelten Rettungsmannschaften und etwaige Überlebenden bereits weit weg waren. Sie hatten sich anscheinend dazu entschlossen, erst am nächsten Tag mit dem Bergen der Wertgegenstände, die das Feuer überlebt hatten, zu beginnen. Dies gab Erif genug Zeit um sich durch die Trümmer bis zum Geldkeller hindurchzuarbeiten und einige Münzen mitzunehmen. Zu viel wollte er nicht von dieser verhassten Familie nehmen, doch genug um zunächst zu überleben.
Seitdem sind einige Monate ins Land gezogen und der junge Mann hatte angefangen, seine Grundkenntnisse für Alchemie einzusetzen, um sich als Quacksalber, denn als nichts anderes sah er sich in seiner Verkäuferrolle, zu betätigen. Als fahrender Händler von wirklich hilfreichen Mitteln war lange Zeit nicht erfolgreich gewesen. Erst als er die ehemalige Hauptstadt Westkrone erreicht hatte und dort angefangen hat seine magischen Fähigkeiten für ein wahres Verkaufsspektakel einzusetzen, hatten die verdienten Münzen gereicht um davon zu leben. Dabei hat er bereits einige neue Leute kennen gelernt, die er in seinem früheren behüteten Leben voller Lügen wohl nicht mal zu Gesicht bekommen hätte: Zwerge, Gnome, Halblinge und sogar Halborcs! Einige von diesen neuen Bekanntschaften, würde er sogar vorsichtig als Freunde bezeichnen. Und Freunde brauchte man, wenn man in Westkrone überleben wollte. Vor allem wenn nachts die geheimnisvollen Wesen in den Schatten lauerten.

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